Die Comic-Biographie „Onkel Dagobert – Sein Leben, seine Milliarden“ erzählt, wie aus einem bettelarmen Schuhputzjungen aus der Nähe von Glasgow der weltbekannte Milliardär und Geldspeicher-Besitzer Dagobert Duck wurde. Ähnlich wie die Indiana Jones-Filme verquickt das Buch die Reisen und Abenteuer eines fiktiven Charakters (Dagobert) mit realen, historischen Ereignissen und Persönlichkeiten. So lernt Dagobert auf seinen Reisen unter anderem den US-Präsidenten Theodore Roosevelt kennen und ist beim Untergang der Titanic mit an Bord. Don Rosa, der Autor und Zeichner von „Sein Leben, seine Milliarden“, hat jedoch keineswegs bei Indiana Jones abgekupfert; vielmehr greift er die versprengten Hinweise und losen Fäden, die Dagoberts Erfinder Carl Barks seiner Nachwelt hinterlassen hat, auf und verwebt diese zu einer homogenen Erzählung. Don Rosa kommt dabei zu Gute, dass er bei aller Liebe zu den Bark’schen Setzungen und historischen Details den Witz und die charakterliche Entwicklung von Dagobert Duck nicht aus den Augen verliert.
Nachdem ich mich zuletzt mit zeitlichen Sprüngen bei Jimmy Corrigan beschäftigt habe, soll es hier darum gehen, wie Karten in der Dagobert-Biographie von Don Rosa zur räumlichen Orientierung eingesetzt werden.
Räumliche Orientierung in „Sein Leben, seine Milliarden“
Die Karten zu Beginn der Kapitel
„Sein Leben, seine Milliarden“ ist kein Entenhausen-Kammerspiel. Auf der Suche nach Gold und Profit bereist Dagobert Duck fast sämtliche Kontinente der Erde. Dementsprechend spielt gerade die räumliche Orientierung für das Funktionieren des Comics eine große Rolle. So beginnt fast jedes Kapitel der Biographie mit einem Splash Panel, das den zeitlichen wie auch räumlichen Kontext der folgenden Handlung beschreibt. Neben diversen historischen Artefakten, Fotografien und Dokumenten aus der jeweiligen Zeit und Region (siehe Bild), ist in fast allen Fällen auch eine schlichte Karte abgebildet. Diese Karten beschränken sich in ihrem Detailgrad meist auf Staatsgrenzen und für das Kapitel wichtige Ortschaften, selbst die Reiseroute Dagoberts wird nur hin und wieder angedeutet. Während die zeitliche Orientierung also sogar durch konkrete Jahreszahlen auf den Kapitel-Titelseiten erleichtert wird, bleibt die räumliche Orientierung in den einleitenden Splash Panels relativ vage.
Karten in der fortlaufenden Handlung
Im Verlauf der Handlung selbst setzt Don Rosa Karten kaum noch ein. Dies mag zum einen daran liegen, dass die Handlung sich meist innerhalb des zu Kapitelbeginn abgesteckten (räumlichen) Rahmens abspielt – die Handlung also ohne größere Ortswechsel und dementsprechend ohne neue Karten auskommt. Kommt es doch zu größeren Reisen Dagoberts, legt Rosa diese zum anderen meist an den Anfang oder das Ende des jeweiligen Kapitels. Erst gegen Ende der Biographie bricht Rosa immer häufiger mit diesem Erzählmuster und muss somit auch wieder verstärkt Karten zur räumlichen Orientierung einsetzen. Einige Beispiele:
- Von Schottland nach Australien: Zu Beginn von Kapitel 7 ist ausnahmsweise auch mal eine Karte selbst bzw. die räumliche Orientierung mit ihr Gegenstand der Handlung. Dagoberts Vater erklärt mithilfe einer Karte seinem Bruder (und somit auch dem Leser), wo sich Dagobert Duck zu diesem Zeitpunkt befindet. Um den Wechsel der Handlung von der Duckenburgh (Schottland) ans andere Ende der Welt (Australien) deutlich zu machen, setzt Don Rosa die beiden Handlungsorte auf der folgenden Seite für ein Panel in einer Globus-ähnlichen Weltraumdarstellung in Bezug zueinander. Kapitel 7, S. 129-130.
- Von Entenhausen nach Washington D.C.: In Kapitel 10 durchquert nicht nur ein Telegramm, sondern auch die Handlung den nordamerikanischen Kontinent von West (Entenhausen) nach Ost (Washington D.C.). Kapitel 10, S. 200.
- Durch Ägypten und Arabien: Die meiste Strecke macht Dagobert definitiv im 11. Kapitel. Unter anderem durchquert er Ägypten und bereist Arabien, um dann den Orientexpress Richtung Holland zu nehmen. Kapitel 11, S. 227.
- Dagobert der Reisesüchtige: Gegen Ende der Biographie bleibt auf Dagoberts Globus kaum noch ein Fleck übrig, den er nicht bereist hat. Aus dieser Darstellung spricht zum einen sicherlich die Selbstironie von Don Rosa, der sich uns sein Werk nicht zu ernst nehmen will, vielleicht aber auch sein schlechtes Gewissen, doch nicht alle „Bark’schen Fakten“, wie er die Setzungen von Carl Barks nennt, in der Biographie untergebracht zu haben. Kapitel 11, S. 235.
Die fehlende Weltkarte
Trotz der eben genannten Techniken hat mir beim Lesen ein Gesamtüberblick über die Reiserouten Dagoberts gefehlt. Aber wozu gibt es Photoshop?
Onkel Dagoberts Reisen: Die Weltkarte
Ich habe zunächst alle wichtigen Stationen aus dem Comic in eine chronologische Reihenfolge gebracht (siehe unten) und dann versucht, diese auf einer Weltkarte nach zu zeichnen. Ich hoffe das Ergebnis gefällt euch. Die genaue Position von fiktiven Orten wie Entenhausen oder Wambo-Jambo musste ich natürlich schätzen. Wenn ihr Verbesserungsvorschläge habt, würde ich mich über einen Hinweis unten via Kommentar oder per Mail freuen.
Bildnachweis: cc-by-sa Philipp Spreckels. Die zu Grunde liegende Karte findet ihr auf Wikipedia.
Onkel Dagoberts Reisen: Die Stationen
Die Orte, die Dagobert Duck auf seinen Reisen durchquert hat, habe ich chronologisch und nach Kapitel sortiert. Die Jahreszahlen waren jeweils auf den Titelbildern der Kapitel angegeben.
Kapitel 1: Der Letzte aus dem Clan der Ducks (1877)
- Duckenburgh (Schottland)
- Glasgow
- Atlantik
Kapitel 2: Der Herr des Mississippi (1880)
- Louisville, Kentucky (USA)
- Ohio Fälle
- Monkeys Eyebrow
Kapitel 3: Der Held der Badlands (1882)
- Missouri-Calisota Eisenbahnlinie
- Entlang der Rocky Mountains
- Dakota Badlands
Kapitel 4: Der Kupferkönig von Montana (1884)
- Butte, Montana
- New York City
Kapitel 5: Der Retter der Duckenburgh (1885)
- Duckenburgh
Kapitel 6: Der Schrecken von Transvaal (1887)
- Johannesburg (Südafrika)
- Kapstadt
- Kimberley
Kapitel 7: Der Jäger des heiligen Opals (1896)
- Windy City, Arizona (USA)
- Perth (Australien)
- Kalgoorlie
Kapitel 8: Der Einsiedler am White Agony Creek (1897)
- Skagway, Alaska (USA)
- Chilkoot Pass
- Yukon River (Kanada)
- Dawson
Kapitel 9: Der Milliardär im Hochmoor (1902)
- Goldbloom, Alaska (USA)
- Dawson
- Duckenburgh
Kapitel 10: Der Eroberer von Fort Entenhausen (1902)
- Duckenburgh
- Entenhausen, Kalifornien (USA)
Kapitel 11: Der gewissenlose Geschäftsmann aus Entenhausen (1909-1930)
- Duckenburgh
- Kongo (Afrika)
- Wambo-Jambo
- Ägypten
- Arabische Halbinsel
- Orientexpress-Bahnlinie
- Holland
- Grönland (Dänemark)
- Nordpol
- St. Petersburg (Russisches Zarenreich)
- Putschistan
- Southhampton (Großbritannien)
- Titanic, Atlantik
- Ärmelkanal
- Carambia (Südamerika)
- Anden
- Bagdad
- Wüste Gobi (China)
- Peking
- Südsee
- Rippan Taro
- New York City
- Entenhausen
Kapitel 12: Der Einsiedler der Villa Duck (1947)
- Entenhausen
Benutzte Ausgabe und Bildnachweis: Don Rosa, „Onkel Dagobert – Sein Leben, seine Milliarden“. 2008 als Hardcover erschienen bei ehapa / Egmont.
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