Während sich der erste Teil dieses Interviews mit Bernhard Hennen vornehmlich mit seiner neuen Elfen-Saga beschäftigt, soll es in diesem Teil um seine Arbeit für Das Schwarze Auge (DSA) gehen.
Eine Mischung aus Elfen und Barbaren
Philipp Spreckels: Dir scheinen die Elfen ja besonders am Herzen zu liegen. Immerhin hast Du Dich vor fast 20 Jahren mit der Phileasson-Saga auch besonders der Geschichte der Elfen von Das Schwarze Auge gewidmet. Was findest bzw. fandest Du an diesem Volk, dass Du immer wieder zu ihm zurückkehrst?
Bernhard Hennen: Es ist die Kombination von Elfen und Barbaren, die es mir schon immer angetan hat. Ein Setting, bei dem die größtdenkbaren kulturellen Gegensätze aufeinander prallen. Daraus ergeben sich von ganz allein wunderbare Dialoge und haarsträubende Ereignisse. Ich mag auch den tragischen Aspekt, der vielen Elfengeschichten der irdischen Mythologie ebenso anhaftet, wie jenen Heldengestalten, die aus der nordischen Mythologie überliefert sind. Seien es nun Sigurd, Beowulf oder Hrolfr Kraki. In diesem Aspekt passen die sonst so gegensätzlichen Figuren hervorragend zueinander.
Neue Texte für Das Schwarze Auge?
Philipp Spreckels: Obwohl Deine DSA-Romane derzeit unter neuen Titeln wieder aufgelegt werden (Rabensturm und Rabengott), hast Du seit dem Handy-Soloabenteuer „Zorn der Eiselfen“ nichts mehr für Das Schwarze Auge geschrieben. Wird es zum 25-jährigen Jubiläum der Rollenspielwelt noch etwas aus Deiner Feder geben?
Bernhard Hennen: Wahrscheinlich werde ich mich mit einer Kurzgeschichte an der geplanten Myranor-Anthologie beteiligen. Auch wird es wohl in absehbarer Zeit eine bearbeitete Fassung der „Das Jahr des Greifen“-Abenteuerkampagne geben.
Die erste Idee für die Phileasson-Saga
Philipp Spreckels: DSA-Fans bist Du hauptsächlich als Autor der Phileasson-Saga bekannt. Auch wenn deren Erstveröffentlichung jetzt schon über 20 Jahre zurückliegt: Kannst Du Dich noch erinnern, wie die Idee zur Phileasson-Saga entstand?
Bernhard Hennen: Naja, die Verkaufszahlen meiner DSA-Romane besagen da etwas anderes. Traut man ihnen, habe ich den höchsten Bekanntheitsgrad durch die Trilogien Rabensturm und Das Jahr des Greifen. Der Erfolg meiner Abenteuer reicht da bei weitem nicht heran.
Die Idee zur Phileasson-Saga kam mir durch die Dragon-Lance-Abenteuer, die einige Zeit zuvor in Amerika erschienen waren. Ich war begeistert von dem Konzept so groß angelegter Kampagnen und fand, dass man so etwas auch in Aventurien versuchen sollte. Nichts, was bis dahin erschienen war, hatte auch nur annähernd den Umfang des Dragon-Lance-Zyklus und nichts griff so tief in die Geschichte der Welt ein. Ich konnte Uli Kiesow von diesen Ideen überzeugen, obwohl ich manchmal auch das Gefühl hatte, dass ihm ein wenig mulmig dabei war.
Weiße Flecken auf der Aventurischen Landkarte
Philipp Spreckels: Und beim Schreibprozess? Man liest oft, dass Deine umfassende Beschreibung der elfischen Geschichte nicht nur Freunde fand.
Bernhard Hennen: Objektiv gesehen ist das wenig verwunderlich. Ich tauchte als neuer Autor aus dem Nichts auf und habe mich gleich an der Geschichte der Elfen „vergriffen“, die ich mit dem Abenteuer in vielen Aspekten festgeschrieben habe. Natürlich macht man sich damit nicht nur Freunde. Das Abenteuer führte nicht nur durch halb Aventurien, sondern bescherte der Welt mit den „Inseln im Nebel“ auch noch eine komplex aufgebaute und ausführlich beschriebene Globule. Das war dann am Ende auch Uli Kiesow etwas zu viel. So gab es bei Erscheinen des letzten Abenteuer-Bandes ein kurzes Kapitel, von dem ich auch erst erfuhr, als ich das Heft in meinen Händen hielt. Dort wurde die Verbindung zu den „Inseln im Nebel“ für immer gekappt, die Beni Geraut Schie, ein Volk von Wüstenelfen, wurden aus der Welt entfernt und auch andere bedeutende Protagonisten waren außer Gefecht gesetzt. Und doch haben etliche der Geschöpfe aus meiner Feder überlebt und künftig aventurische Geschichte geschrieben, wie zum Beispiel Pardona oder Pyrdacor.
Verbindung von Phileasson-Saga und Die Elfen
Philipp Spreckels: Wer die Phileasson-Saga kennt, wird sich in Deinen Elfen-Romanen gleich zurecht finden: Das Aufeinandertreffen von Wikingern (Fjordländer / Thorwaler) und Elfen, Eissegler (Elfenwinter / Gen Norden), das Tal der Türme (Elfenritter / Auf der Spur des Wolfes) und vieles mehr ähnelt einander in Grundzügen sehr.
Woher diese Überschneidungen?
Bernhard Hennen: Die Phileasson-Saga habe ich mit viel Herzblut geschrieben. Ich habe Stoffe verarbeitet, die mich schon in meiner Jugend begeistert haben. Auch Erlebnisse auf Reisen sind eingeflossen, so lehnen sich die Grabtürme zum Beispiel an jene Grabtürme an, die nahe dem antiken Palmyra stehen und die ich vor langer Zeit einmal besuchte. Selbst Erlebtes ist, auch noch bei heutigen Reisen, eine erschöpfliche Ressource und so tauchen Bauwerke wie die Grabtürme in abgewandelter Form nach zwanzig Jahren in meinem Werk ein zweites Mal auf. Der Kosmos der Elfen-Romane ist eine Welt, die ich erschaffen habe. Hier habe ich alle Freiheiten und kann das schreiben, was mir zu Beginn meiner Karriere in Aventurien verwehrt blieb.
Philipp Spreckels: Bernhard, ich bedanke mich für das Interview und wünsche Dir für die Zukunft alles Gute und weiterhin viele gute Ideen!
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