Hitlers Kredite: Nachdem Ressourcen und Konflikte am ersten Tag kaum zu spüren waren, machte sich das Hauptthema des Historikertags 2012 am Donnerstag deutlich bemerkbar. Der zweite Tag begann für mich mit der Sektion „Kriegsmobilisierung und Ressourcenkonflikte im Nationalsozialismus 1936-1945„. Hier war es gerade Adam Tooze, der mit seinem Vortrag über die Rüstungsfinanzierung der Nationalsozialisten begeistern konnte. Ein von ihm an die Wand geworfenes Plakat der Deutschen Sparkassen aus der NS-Zeit verdeutlichte mit der Losung „Kämpfen, Arbeiten, Sparen“, dass auch oder gerade bei den Nazis ohne Moos nichts los war. Denn gerade die zum Teil doch noch mit Freiheiten ausgestattete Planwirtschaft der Nationalsozialisten vermochte fast bis zum Schluss die Ersparnisse der Deutschen für den Zweiten Weltkrieg zu mobilisieren.
Meeresressourcen: Sehr kompakt aber um so inspirierender war die Sektion „Lebensraum Meer. Umwelt- und entwicklungspolitische Ressourcenfragen in den 1960er und 1970er Jahren„. Wie der Kollege Matthias bemerkte, konnte man die Andersartigkeit dieser Sektion förmlich schon am Kleidungsstil, Alter und Habitus der Vortragenden fest machen. Einige interessante Aspekte:
- Ariane Tanner referierte über die Hoffnungen, Träume, Forschungsideologien und abstrusen Deutungskämpfe, welche sich in der Nachkriegszeit an der „fotosynthetischen Wundermaschine“ Plankton fest machen lassen. So dachte man damals wohl doch tatsächlich darüber nach, die Tiefsee mit Hilfe der Kernenergie aufzuheizen, um so noch mehr Plankton zu züchten. Der Theorie nach wäre der Kampf um die Ressource Nahrung in einer überbevölkerten Welt damit im Handumdrehen erledigt. Wie so oft kam es dann aber doch ganz anders.
- Franziska Torma beschäftigte sich mit „Fisch als symbolisches Kapital“ in Thailand, wo westdeutsche Fischereiexperten die „Fischbestände unter wissenschaftliche Kontrolle bekommen wollten.“ Die Thailändische Seite hingegen sah im industriellen Fischfang, in der industriellen Fischverarbeitung usw. ihr Sprungbrett ins Industrielle Zeitalter gekommen, eine Entwicklung von der man sich einmal begonnen nur schwer wieder lösen konnte und wollte. Und dennoch: „Am Golf von Thailand waren die Grenzen des Wachstums keine bloße Computersimulation mehr.“ Denn irgendwann „waren einfach keine mehr da.“
- Christian Kehr entwickelte am Pult eine feingliedrige Wissenschaftsgeschichte, in der er die deutsche Polarforschung und darin gerade die Forschungs- und Territorialbestreben der Bundesrepublik in der Antarktis mit dem Krill verband.
Das Fazit sprach Sabine Hohler: „Auf einer begrenzten Erde hieß Wissenschaft Raumgewinn mit anderen Mitteln.“
Rückblicke auf die übrigen Tage des Historikertags 2012:
[…] Spreckels Blogeinträge zu Tag 1, Tag 2, Tag 3 (mit vielen Sektionsimpressionen und eleganten […]
[…] eher subjektiven Skizzen und Anekdoten (siehe Tag 1, 2 & 3) habe ich für die Historikertag-Sektion “Geschichtswissenschaft digital in […]
[…] eher subjektiven Skizzen und Anekdoten (siehe Tag 1, 2 & 3) habe ich für die Historikertag-Sektion „Geschichtswissenschaft digital in […]
[…] Sound of History: Ähnlich wie am Donnerstag zog es uns am dritten und letzten Tag zu einer eher alternativen Sektion: „Sound […]