Zombies – Mythos, Fiktion oder Wirklichkeit?
Ein Q History-Beitrag über die lebenden Leichen.
Q History: Wir haben gerade schon eine Menge gehört, zu Haiti und dem dort sehr verbreiteten Voodoo-Glauben. Mein Kollege Philipp Spreckels hat sich damit beschäftigt und ist jetzt hier im Studio. Sag mal, das hast Du Dir nicht ausgedacht? Die Menschen auf Haiti glauben wirklich an Zombies?
Philipp Spreckels: Das auf jeden Fall! Man muss sich das folgendermaßen vorstellen. In den Augen von Voodoo-Gläubigen ist ein Zombie ein Mensch, dem ein bókó – ein böser Zauberer – die Seele gestohlen hat. Ohne Persönlichkeit ist der Zombie ein Wesen ohne Willen und Verstand – ein perfekter Arbeitssklave sozusagen …
Q History: … perfekt, wenn er nicht den ganzen Tag versuchen würde mich aufzuessen. Was schließe ich denn daraus, gibt es Zombies?
Philipp Spreckels: Wissenschaftler haben natürlich noch keinen gefunden und untersuchen können. Das muss erst einmal gesagt werden. Darüber hinaus gibt es aber viele Theorien, wie es zu diesem Bild des Zombies kommen konnte.
Es gibt zum Beispiel Theorien nach denen ein bókó sein Opfer vergiften könnte und dieses dann in ein Scheinkoma fällt. Das Opfer wird dann für tot erklärt und beerdigt. In der Nacht soll der Magier das Opfer dann wieder ausgraben, um es als Arbeitssklave zu benutzen.
Q History: Hört sich schon ein wenig morbide an das Ganze. Aber irgendwie erklärt es die Stumpfsinnigkeit der Zombies noch nicht so recht. Oder?
Philipp Spreckels: Stimmt, die sabbernden Monster haben wir so noch nicht erklärt. Man geht aber davon aus, dass durch das Gift oder eine Unterversorgung des Gehirns mit Sauerstoff Gehirnschäden entstehen können, die zum Beispiel das Erinnerungs- oder das Sprachvermögen des Opfers zerstören können. So die Theorie.
Q History: Aha. So die erste Theorie. Du hast aber noch ein paar andere Theorien ausgegraben …
Philipp Spreckels: Genau. Es gibt Soziologen und Psychologen, die natürlich soziologische und psychologische Erklärungsversuche unternommen haben.
Die einen vermuten, dass es sich bei Zombies nicht, um von Magie besessene handelt, sondern um geistig kranke Menschen – zum Beispiel solche mit einer Persönlichkeitsspaltung, Schizophrenie. Andere sprechen davon, dass der Zombie-Mythos ein Bild dafür ist, dass Menschen aus Gruppen und Gesellschaften ausgegrenzt werden.
Q History: Aha, es gibt da also auch diverse wissenschaftliche Erklärungsveruche. Was ist denn nun Dein abschließendes Urteil? Zombies – alles Scharlatanerie oder ist da doch was dran?
Philipp Spreckels: Eine magische Erklärung kann man als Wissenschaftler natürlich nicht gelten lassen. Nichtsdestotrotz hat der Glaube an Zombies, diese Mythen einen Effekt auf die Gläubigen. Wenn die Leute an die Existenz von Zombies glauben und Angst vor ihnen haben, werden sie sich entsprechend verhalten. Der Glaube kann eben Berge versetzen – im Guten wie im Bösen.
Foto: flickr, by-nc-nd Adam Cohn