In diesem Making-of könnt ihr sehen, welche Arbeitsschritte Dave und ich als Zeichner und Autor bei der Entstehung des Comics YELLOW STONE durchlaufen. Vom Skript über das Storyboard bis hin zu Inking, Lettering und Coloring.
Dabei ein kurzer Hinweis: Die Art und Weise, wie Dave und ich hier zusammen arbeiten, ist natürlich sehr individuell. Es gibt wahrscheinlich so viele Arbeitsprozesse, wie es Zeichner-Autoren-Teams gibt – von der Arbeitsteilung in großen Comicnationen wie Frankreich und USA mal ganz zu schweigen.
1. Storyentwicklung
- Für den Autor heißt das bei uns: Von der ersten Idee bis hin zu erstem Skript-Test für Kapitel 1 sowie Break Down der weiteren Kapitel wird viel getextet und überlegt.
- Parallel arbeitet der Zeichner meist schon an der grafischen Entwicklung der Story (Stil, Characterdesign, etc.).
- Technik: Gehirn, Kaffee, viel Reden, Stifte, Word, Whiteboard, Skizzen
2. Seitenplanung
- Ein extrem wichtiger Punkt für die Planung des Comic! Denn im Gegensatz zum Film oder Roman, kann der Leser eines Print-Comics immer zwei Seiten gleichzeitig erfassen. Daraus ergeben sich zwei Herausforderungen:
- Der Leser kann von links immer auch etwas nach rechts in der Story voraus schauen.
- Cliffhanger („OMG, was passiert jetzt?“) bieten sich meist unten auf der rechten Seite an. Das führt wiederum dazu, dass man im Comic nicht mal eben eine einzelne Seite einfügen kann. Ergo: Die Seiten müssen sehr genau geplant werden.
- Ein weiterer Vorteil der Seitenplanung: Wir sehen das erste Mal, wie lang unser Comic wird 🙂 und wie viel Arbeit noch vor uns liegt. :-O
- Zur Seitenplanung würde ich auch das erste Grob-Storyboard zählen, das auf der Seitenplanung basiert. Dies gibt uns ein Gefühl dafür, wie viel grafisches Potential in einer Szene steckt oder ob wir streckenweise zu viel „talking heads“ haben. Denn: Im Comic muss immer auch etwas grafisch passieren. Ein Stromberg-Comic würde z.B. wenig Sinn machen – zumindest könnte man sich fragen, warum dann das Medium Comic gewählt wurde. 😉
- Technik: Stift, Papier, Word, Skizzen und alles zusammen, physisch vor Ort. So was lässt sich nur schlecht über die Distanz organisieren.
3. Skript
- Auf dem Grob-Storyboard und meinen Notizen basierend, habe ich dann das Skript geschrieben. Dabei kann es vorkommen, dass ich meine Dialoge dem Grob-Storyboard anpasse oder das ich Änderungen für das feine Storyboard vorschlage. Dabei ist nicht wichtig „wer sich durchsetzt“, sondern dass der Comic besser funktioniert und später gerne gelesen wird. Das ist manchmal nicht einfach, da natürlich sowohl Dave als auch ich an unseren Ideen hängen. Aber wie heißt es so schön: Kill your Darlings. 😉
- Technik: Kladde, Word, Ausdrucke des Grobstoryboards, Küchentisch oder Café und Kaffee satt
4. Fein-Storyboard & Inking
- Jetzt nimmt sich der Zeichner das Grob-Storyboard sowie das Skript zur Brust und versucht beides – in Vorbereitung für das Inking – in ein detaillierteres Storyboard zu gießen. Dabei kann sich nochmal viel verschieben, dass heißt Dave und ich telefonieren regelmäßig. Denn egal wie viele Signals, Mails und Textkommentare hin und her gehen, manches lässt sich dann doch erst richtig am Telefon beschreiben. Auch kann man einige Dinge erst dann richtig diskutieren, wenn man sie grafisch vor sich sieht. Die oberste Prämisse ist dabei: Funktioniert die Szene?
- Denn: Wenn erst einmal das Inking (der nächste Schritt) gemacht ist, sind Änderungen für den Zeichner oft sehr zeitaufwändig. Hier mal eine Katze oder dort eine Sprechblase einfügen – kein Problem. Aber eine Seite komplett neu strukturieren ist durchaus kompliziert, gerade wenn die Seiten davor und danach schon fix sind und man keine Seite eben mal einfügen kann (siehe Seitenplanung).
- Technik: Wacom Zeichentablet, InDesign, PhotoShop, viel Telefon
5. Grob-Lettering und Justierung Dialoge
- Jetzt ist der Autor wieder an der Reihe. Ich nehme die Dialoge aus dem Skript, verpacke sie in Sprechblasen und platziere sie auf dem fertigen Inking. Dabei versuche ich die Dialoge so zu setzen, dass der Leser die Abfolge intuitiv versteht – welche Sprechblase zu wem, wie der zeitliche Ablauf innerhalb der Seite und auch innerhalb eines Panels gedacht ist. Denn es gibt nichts schlimmeres, als wenn man sich als Leser in den Sprechblasen verliest und eine Seite nochmal lesen muss. Also: Mit großer Panel-Kreativität kommt große Verantwortung.
- Das schöne am Lettering ist, dass man als Autor automatisch nochmal den Rotstift ansetzt und so manche Satzanhängsel sowie Füllwörter diesem zum Opfer fallen.
- Technik: Clip Art Studio / InDesign
6. Feedback
- Ganz wichtig. Wenn Inking und Lettering stehen, sollte man sich Feedback holen. Dazu zählt natürlich unser Verlag Zwerchfell aber auch Freunde oder Kollegen, die Ahnung von der Materie haben.
- Gutes Feedback zu den Dialogen kann man jetzt schon im Lettering direkt umsetzen. Die Inking-ToDos werden für Phase VII gesammelt. Beides wird natürlich erst mal im Team diskutiert.
- Technik: Dropbox, Mail, Telefon
7. Coloring, Soundwords, Inking-Korrekturen und Fein-Lettering
- Diese Phase steht uns noch bevor. Wir wollen das Coloring in einem Rutsch machen, wenn das Inking sämtlicher Kapitel fertig ist. In dem Zuge können dann auch noch Kleinigkeiten am Inking angepasst werden.
- Auch an den Dialogen wird hier und da sicherlich noch geschliffen, wenn wir den Comic das erste mal in Gänze lesen können. Zudem überarbeitet Dave das Lettering von mir (handgezeichnete Sprechblasen, Zeilenabstände etc.) und fügt Soundwords ein.
- Technik: InDesign, PhotoShop